
Kriegsgeschäfte - Wirtschaft
an der Heimatfront in Lemgo
Heeresaufträge
Einen umfassenden Wirtschaftsplan zur Deckung der kriegsbedingten Bedarfe gab es im Deutschen Reich bis Kriegsende nicht. Für die Erfüllung von Heeresaufträgen war die Lippische Wirtschaft nicht prädisponiert: Metall- und Maschinenbau, Chemie- und Elektroindustrie fehlten fast gänzlich. Die zumeist als Handwerksbetriebe geführten, recht kleinen Unternehmen konnten die erforderlichen hohen Stückzahlen und engen Lieferfristen alleine kaum erfüllen, zumal sie von Kohleknappheit und fehlenden Arbeitskräften bedroht waren. Einberufungen von Handwerkern führten häufig zu Betriebseinstellungen.
Doch der Lippische Staat, der vor dem Krieg wirtschaftspolitisch eher passiv geblieben war, versorgte nun aktiv die lippischen Betriebe mit Heeresaufträgen, die auf mehrere kleinere Unternehmen und im Textilbereich auf Heimarbeiter*innen verteilt wurde. In Lemgo wurden für das Heer vor allem Militärfahrzeuge und Munitionskisten aus Holz (Schlingmann, Waldeier), Zulieferteile für Jagdflugzeuge (Kondor-Flugzeugwerk, Sägewerk Lemgo) und Säcke und Uniformstoffe (Kracht und Co) produziert.

Pferdewagen der Lemgoer Wagenbauindustrie für Heereszwecke auf dem Lemgoer Marktplatz. Ohne Datum. (Quelle: Stadtarchiv Lemgo, N9, Fonds Ohle, Verein Alt-Lemgo/Mische, GPK 465).

Pferdewagen der Lemgoer Wagenbauindustrie für Heereszwecke beim Abtransport mit dem Zug. Ohne Datum. (Quelle: Stadtarchiv Lemgo, N9, Fonds Ohle, Verein Alt-Lemgo/Mische GPG 319).

Lippische Post, 30/09/1915.

Lippische Post, 16/12/1914.
Kauft Geschenke für eure Soldaten!
Aus den Werbeannoncen der Lippischen Post geht hervor, dass der Lemgoer Einzelhandel sein Sortiment um Waren erweiterte, mit denen die Soldatenfamilien ihre Angehörigen im Felde ausstatten konnten. Als Werbestrategie wird in den Annoncen immer wieder eine nahezu moralische Verpflichtung der Daheimgebliebenen gegenüber ihren an der Front kämpfenden Liebsten heraufbeschworen.

Lippische Post, 15/12/1914.

Lippische Post, 07/12/1914.
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Lippische Post, 07/12/1914.