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IM KRIEG

Das Kriegslazarett in Lemgo

... und in Vandœuvre?

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Gründung eines Reservelazaretts

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Ankunft der ersten Verwundeten

Gründung eines Reservelazaretts in Lemgo

 

 

In Lemgo ging die Initiative zur Gründung eines Lazaretts für verwundete Soldaten von Seiten der Stadt aus. Am 21. August 1914 teilte der Lemgoer Oberbürgermeister Dr. Ernst Höland dem Lippischen Staatsminister Biedenweg mit, dass die Wolffsche Stiftung (Krankenhaus an der Rintelner Chaussee und Siechenhaus/St. Johann) und die Herberge zur Heimat (Wohnheim für fahrende Handwerksgesellen in der Schuhstraße 77) jeweils 50 Betten für Kriegsverwundete zur Verfügung stellen wollten, 75 Betten davon stünden schon bereit. Die Verpflegung von 25 Betten übernähme die Wolffsche Stiftung, die restlichen 75 seien durch die private Wohltätigkeit der Lemgoer Bürger sichergestellt. Geleitet würde das Lazarett zunächst durch den städtischen Magistrat in Person des Bürgermeisters, man strebe aber eine Angliederung an das Rote Kreuz an.

 

Dies geschah dann im Februar 1915 mit der Umwandlung des städtischen Lazaretts in ein klassisches Vereinslazarett, das dem Reservelazarett in Detmold unterstellt war. Betreiber des Lazaretts war von nun an die Landesstelle des Roten Kreuzes. Die Stadt Lemgo stellte die Bettenkapazität in der Wolffschen Stiftung und in der Herberge zur Heimat vollständig der neuen Einrichtung zur Verfügung, die Intendantur des VII. Armeekorps übernahm einen Teil der Betriebskosten und der Vaterländische Frauenverein Lemgo engagierte sich weiterhin für die Verwundeten.

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Krankenhaus der Wolffschen Stiftung an der Rintelner Chaussee, wo ein Teil der Kriegsverletzten gepflegt wurde. Aufnahme aus dem Jahr 1900, zur Einweihung. (Quelle: Stadtarchiv Lemgo, Fotosammlung).

(Quelle: Burkhard Meier und Fred Salomon, Von der Wolffschen Stiftung zum Klinikum Lemgo: ein Jahrhundert in Berichten, Bildern und Dokumenten. Dans : Beiträge zur Geschichte der Diakonie in Lippe, Vol. 3, Lemgo, Detmold, 2000; p. 56).

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Lippische Post, 28.09.1914

Ankunft der ersten Verwundeten

 

Im September 1914 kam dann der erste Verwundetentransport nach Lemgo. Nach einem Bericht in der Lippischen Post vom 28. September 1914 handelte es sich um 40 zumeist leicht verletzte Soldaten, die zur Wolffschen Stiftung mit Gespannen und Kraftwagen gebracht wurden. Inwiefern der letzte Satz des Artikels "Sie [d.h. die verwundeten Soldaten] sind durchweg guter Stimmung und können die Zeit nicht erwarten, die sie wieder mit dem Feinde in Berührung bringt." tatsächlich zutrifft, mag dahingestellt sein.

Ausstattung des Lazaretts

 

In einem Artikel der Lippischen Post vom 27. August 1914 rief Prinzessin Carola zur Lippe auf, für das geplante Lazarett Bettgestelle, Betttücher und Bettwäsche zu spenden. Sie begründet diesen Aufruf:

 

„In dem alten ehrenhaften Lemgo lebt nach wie vor der treudeutsche Hansageist, der brüderlich hilft, wo das Vaterland Not hat.“

 

Dieser Aufruf zeigte große Wirkung, denn in einem Dankesschreiben vom 29. August 1914 (veröffentlicht in der Lippischen Post am gleichen Tag) ist die Rede von bereits 17 gespendeten Betten und anderen nützlichen Dingen.

In einem Bericht über den Besuch des Lippischen Fürsten im Februar 1915 (Lippische Post, 23.2.1915) ist etwas über die Räumlichkeiten des Vereinslazarettes in der „Neuen Herberge“ zu erfahren. Es gab einen Tagesraum, Schlafräume (zu diesem Zeitpunkt für 28 Verwundete) und ein Operationszimmer.

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Bericht über den Besuch des Fürsten zu Lippe im Lazarett Lemgo, Lippische Post 23.2.1915.

Versorgungsenpässe und Personalmangel

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Gruppenfoto mit Pflegepersonal und Kriegsverletzten vor der Herberge zur Heimat (Schuhstraße 77), undatiert (Quelle: Stadtarchiv Lemgo, N 1/4638).

Zunächst bedeutete die Einrichtung des Reservelazarettes eine Erhöhung der Belegungszahlen. Während vor Beginn des Krieges das Krankenhaus (mit 80 – 90 Betten) nur teilweise belegt war, stieg die Zahl nach Kriegsbeginn auf 125 vollständig belegte Betten. (Quelle: Stadtarchiv Lemgo, A 2475, f. 254r und 255r).

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Die Anwesenheit der Verwundeten verursachte Engpässe bei der Versorgung der „Civilkranken“, so dass 1918 die Bitte geäußert wurde, die dem VII. Armeekorps und dem Roten Kreuz zugesicherte Zahl von 70 Betten in der Wolffschen Stiftung zu reduzieren. Der Vaterländische Frauenverein machte seinerseits den Vorschlag, einen Teil der greisen Frauen ins Siechenhaus umzubetten, wofür allerdings nur zwei Personen in Frage kamen. Der leitende Arzt Dr. von Möller hatte das Gleiche zuvor für die altersschwachen Männer vorgeschlagen, die allerdings ins Eben-Ezer (christliches Behindertenheim) gebracht werden sollten.

Für Verwundete und „Civilkranke“ fehlte es an ausreichender Bettwäsche (deren Besorgung eigentlich über die Intendantur des VII. Armeekorps erfolgen sollte), an Verbandsmaterial und an Heizkohle.

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Auch an ärztlichem wie pflegerischem Personal herrschte Mangel: So wurde z.B. der leitende Chirurg Dr. von Möller 1917 an die Front gerufen, ohne dass ein Ersatz für ihn gefunden werden konnte. Die Männer der Krieger-Sanitätskolonne (Rotes Kreuz), die neben dem Verwundetentransport vom Bahnhof ins Lazarett auch für die Krankenpflege zuständig waren, wurden regelmäßig in die Feldlazarette geschickt, so dass in Lemgo immer wieder neue Pfleger für die freiwillige Krankenpflege organisiert werden mussten (Lippische Post, 6.12.1915).

Aufruf für neue Krankenpfleger_edited_edited.jpg

Lippische Post, 12.06.1915

Ausflug Verwundete.jpg

Ausflugsbericht, Lippische Post, 17.09.1915.

Freizeit- und Wohltätigkeitsaktivitäten

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Um die Moral der verwundeten Soldaten zu stärken, wurden Ausflüge (wie der nebenstehend in der Lippischen Post vom 17.97.1915 erwähnteins Gasthaus "Waldfrieden" mit Damen des Vaterländischen Frauenvereins aus Lemgo) und Konzerte (wie dieses in der Lippischen Post vom 14.07.1918 angekündigte Wohltätigkeitskonzert, mit einem renommierten Cellisten und Pianisten), die auch der Beschaffung von Geldern für das Kriegslazarett dienten.

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Konzertankündigung, Lippische Post, 14.07.1918.

Das Ende des Kriegslazaretts in Lemgo

 


In einer feierlichen Veranstaltung wurde das Lazarett Lemgo Ende März 1919 endgültig aufgelöst. Insgesamt hatten 2.067 verwundete und kranke Soldaten diese Einrichtung durchlaufen. Zum Abschied wurden den letzten Patienten Zigarren überreicht, ein wertvolles Geschenk als Erinnerung an die für ihre Zigarrenmanufakturen bekannten Stadt Lemgo. (Quelle: Lippische Post, 20.03.1919).

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