
Heizen zu Kriegszeiten in Lemgo
Kohlen sind politisch
​
​
Der Winter 1916/17 war sehr kalt. Brennstoff war knapp, es herrschte akuter Kohlemangel. Am 30.12.1916 fand eine öffentliche Versammlung statt, zum Thema Die Kohlennot in Lemgo, ihre Ursachen und Abhilfen, mit Clemens Becker als Referent. Dass ein gestandener Sozialdemokrat wie Becker das Thema aufgriff, zeigt deutlich seine politische Dimension. Die Zeitungsannonce verkündet, dass eine große Menschenmenge bei dem Treffen erwartet wurde.

Ankündigung einer Bürgerversammlung zur Kohleknappheit in Lemgo. Lippische Post, 29.12.1916
Auch der Lokalzeitung wunderte man sich über die Ursachen der Kohleknappheit in Lemgo. Der Autor des nebenstehenden Artikels konstatiert als Hauptursache einen Mangel guten Willens sowohl bei den Bergbauunternehmen im Ruhrgebiet, die nicht so viel lieferten, wie sie könnten, als auch bei der Regierung des Fürstentums Lippe, die nicht genug darauf bestehe, genügend Kohle zu liefern.
Außerdem kritisiert der Autor die lokalen Behörden dafür, dass sie nicht die außerplanmäßige Nutzung der umliegenden Wälder zur Brennholzgewinnung nicht freigäben.
​
(Lippische Post, 13.02.1917)


Postkarte zur Brennholzsammlung durch Lemgoer Schüler im Winter 1917.
(Quelle: Stadtarchiv Lemgo, N 1/4639)
Brennholz sammeln im Wald
In den Wintermonaten zogen Lemgoer Schüler mit ihren Lehrern in die umliegenden Wälder und holten auf Schlitten Brennholz heran, das an bedürftige Kriegerfamilien verteilt wurde.

Lobender Bericht über das Sammeln von Brennholz durch Schulkinder in Lemgo. Lippische Post, 13.02.1917

Die lokalen Behörden ergreifen Sofortmaßnahmen
Schulschließungen wegen Kohlenmangels
Die Regierung des Fürstentums Lippe ordnete Ende Januar 1917 eine außerplanmäßige Schulschließung für drei Wochen an, um Kohlen zu sparen.
​
(Lipische Post, 02.02.1917)


Lippische Post, 02.02.1917

Lippische Post, 31.01.1917
Öffnung beheizter öffentlicher Gebäude
Der Stadtrat gibt bekannt, dass die Turnhalle des Lemgoer Gymnasiums während der Kältewelle beheizt und für die Bevölkerung zum aufwärmen geöffnet wird.
(Lippische Post, 31 /01/1917)